VIER PFOTEN kritisiert Geschlechtsbestimmung im Ei

VIER PFOTEN nimmt die Ankündigung der konventionellen Schweizer Eierbranche gemäss ihrer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung zur Kenntnis, künftig auf Geschlechtserkennung im Ei (sogenanntes „in-ovo sexing“) zu setzen. Obwohl dieser Schritt eine Verbesserung gegenüber der bisherigen Praxis, bei der frisch geschlüpfte männliche Küken vergast werden, darstellt, bleibt er aus unserer Sicht unzureichend, um das zugrundeliegende Tierschutzproblem umfassend zu lösen.

Die angekündigte Lösung der konventionellen Schweizer Eierbranche ist für VIER PFOTEN aus Tierschutzsicht unzureichend.

Im Rahmen der Vernehmlassung zur Teilrevision der Tierschutzverordnung im vergangenen Winter hat VIER PFOTEN sich stark dafür eingesetzt, dass der Zeitpunkt der Empfindungsfähigkeit von Embryonen nicht durch die Geflügelbranche, sondern durch unabhängige wissenschaftliche Studien definiert wird. Dabei muss der Grundsatz „in dubio pro animale“ gelten – im Zweifelsfall sollte stets zugunsten des Tieres entschieden werden. Es darf nicht sein, dass im Zweifel das Leid der Tiere in Kauf genommen wird.

Aus Sicht von VIER PFOTEN muss zweifelsfrei ausgeschlossen werden können, dass die Kükenembryonen zum Zeitpunkt des Aussortierens schmerzempfindlich sind.

Die von der Geflügelbranche kommunizierte Geschlechtsbestimmungsmethode an den Tagen 11 und 12 der Bebrütung wirft Fragen auf. Es gibt wissenschaftliche Studien, die darauf hinweisen, dass das Schmerzempfinden schon ab dem 7. Bebrütungstag vorhanden sein könnte. Diese Sachlage stellt die Ausschliessung der Empfindungsfähigkeit vor dem 11. Tag – eine Annahme, auf welche sich die Geflügelbranche stützt – gemäss vorgesehenem Verordnungstext klar infrage.

VIER PFOTEN sieht die Methode der Geschlechtsbestimmung im Ei als lediglich symptomatische Zwischenlösung im System der industriellen Tierhaltung an. Es muss eine tiefergehende, nachhaltigere Lösung gefunden werden. Eine Umstellung auf Tierhaltungsmodelle, welche die Aufzucht von Bruderhähnen und die Nutzung sogenannter Zweinutzungsrassen beinhalten, sollte vorangetrieben werden – so wie es unter anderem die Lösung von Bio Suisse vorsieht. Aus Tierschutzsicht ist insbesondere der Einsatz von robusten Zweinutzungsrassen unabdingbar, um das Problem von quälerischen Hochleistungszuchten zu lösen. Nur mittels Rassen mit geringerer Eierlege“leistung“, dafür aber gesünderen Tieren, kann das Problem der Qualzuchten endlich an der Wurzel bekämpft werden.

Konsumierenden empfiehlt VIER PFOTEN, das 3R-Prinzip (Reduce, Refine, Replace) anzuwenden, also den Eierkonsum zu reduzieren und Ei-freie Alternativen auszuprobieren. Wer nicht auf Eier verzichten möchte, sollte auf ein Tierwohllabel sowie ökologische Aufzucht bei Bruderhähnen achten.

Der Ausstieg aus der Hochleistungszucht und der Umstieg auf Zweinutzungshühner sind langfristig der einzig richtige Weg, um das Wohl der Tiere nachhaltig zu verbessern und ihr Leid zu minimieren.

 

Quelle: VIER PFOTEN
Bildquelle: VIER PFOTEN

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