100 Wölfe in der Schweiz abgeschossen - aber die meisten Rudel haben trotzdem überlebt
von belmedia Redaktion Natur & Umwelt News tierwelt.news Wildtiere
Seit dem Frühjahr 2024 wurden in der Schweiz rund 100 Wölfe geschossen. Neun Rudel wollten die Kantone Wallis, Graubünden und Waadt vollständig eliminieren, doch nur bei zwei Rudeln dürfte dies gelungen sein.
Die Schweizer Wölfe zeigen sich gegenüber Abschüssen und politischen Planspielen äusserst resistent und beweisen, dass der Herdenschutz auch in Zukunft ohne Alternative ist. Dank diesem sind die Risszahlen im vergangenen Jahr erneut gesunken. Ohne Erfolgskontrolle bleibt das Wolfsmanagement ein Schuss ins Dunkle.
Von den rund 35 Wolfsrudeln, die es 2024 in der Schweiz gab, wollten die Kantone neun vollständig auslöschen. Zusammen mit den zusätzlichen Abschüssen von Jungtieren in den zu erhaltenden Rudeln wurden seit Herbst 2024 rund 100 Wölfe geschossen. Inzwischen liegen die genetischen Analysen der geschossenen Wölfe vor – und sie zeigen Erstaunliches: Sieben der neun Rudel, die eliminiert werden sollten, haben wahrscheinlich überlebt. Nur bei zwei Rudeln konnten beide Elterntiere erlegt werden, aber auch hier haben mehrere Jungtiere des letzten oder vorletzten Jahres überlebt und könnten weiterhin im Gebiet leben. Bei den übrigen sieben Rudeln überlebte in fünf Fällen ein Elterntier, in zwei Fällen sogar beide. Es ist davon auszugehen, dass diese Rudel weiterhin existieren.
Erneut Fehlabschüsse
Die kantonalen Daten zeigen, dass es erneut zu mehreren Fehlabschüssen gekommen ist. So wurden mehrere Elterntiere aus Rudeln getötet, die nur mit Jungtierabschüssen hätten reguliert werden dürfen, und auch mehrere durchziehende Wölfe, die keinem Rudel angehörten, wurden abgeschossen. Auch wenn sich Fehlabschüsse nie ganz vermeiden lassen, hätten einige Fälle z.B. durch ein besseres Monitoring verhindert werden können.
Wolfsmanagement ohne Erfolgskontrolle ist ein Schuss ins Dunkle
Gemäss Angaben der Kantone Wallis und Graubünden wenden ihre Mitarbeitenden jährlich je rund 15’000 Stunden für das Wolfsmanagement auf. Das kostet allein in diesen Kantonen über eine Million Franken pro Jahr – mit bisher völlig unklarer Wirkung. Während die Wolfspopulation auch in diesen Kantonen langsam weiter wächst, gehen die Risszahlen zurück. Die Anzahl Wölfe scheint also nicht der entscheidende Faktor für die Anzahl Risse zu sein, zumal auch in den regulierten Rudeln Wölfe verbleiben, die jederzeit ungeschützte Nutztiere angreifen können. Für die Erfolgskontrolle von Wolfsabschüssen und spezifischen Herdenschutzmassnahmen ist nun ein langfristiges und unabhängiges Monitoring unerlässlich, das verlässliche Daten für das zukünftige Wolfsmanagement in der Schweiz liefert. Sonst bleibt das Wolfsmanagement ein Schuss ins Dunkle.
Quelle: Gruppe Wolf Schweiz
Titelbild: Symbolbild (© Simon Iten – shutterstock.com)