Extremsport als Mindset-Test: Was Jonas Deichmann uns wirklich lehrt

Jonas Deichmann und andere Extremsportler zeigen: Körperliche Leistung entsteht im Kopf. Ihr unglaublicher Erfolg beruht auf mentaler Stärke – und der Überzeugung, dass scheinbare Grenzen verschiebbar sind.

Vom Weltrekord im Dauertriathlon bis zur Mongolei-Tour mit dem Gravelbike – Abenteuer wie diese verstärken die Faszination für menschliche Grenzen. Gleichzeitig lehren sie: Mentale Haltung ist oft entscheidender als Muskeln. In diesem umfangreichen Artikel beleuchten wir das Mindset grosser Ausdauerathleten und liefern wertvolle Impulse für ein stärkeres Leben abseits des Extremsports.

Wer ist Jonas Deichmann?



Jonas Deichmann ist ein deutscher Extremsportler, der seit 2013 globale Aufmerksamkeit erlangte. Seine beeindruckendsten Projekte umfassen:

  • Dauertriathlon 2021: München–Memmingen Schwimmen, Memmingen–Barcelona Radfahren, Marathonlauf – nonstop in drei Tagen.
  • Deutschland-Durchquerung 2022: München bis Nordsee mit Gravelbike – etwa 1’400 Kilometer in weniger als zehn Tagen.
  • Mongolei-Tour 2023: 8’000 Kilometer mit dem Rennrad und Unterkünfte im Zelt – geprägt von extremem Klima, Einsamkeit und Ungewissheit.

Deichmanns Erfolge machen nicht nur durch die Leistung selbst Eindruck, sondern vor allem durch den ständigen mentalen Kampf – gegen Müdigkeit, Wetterkapriolen und innere Zweifel.

Mindset: Erste Stellschraube für Erfolg

Was treibt jemanden dazu, für fünf Tage nur mit dem Fahrrad durch schwer zugängliche Regionen zu fahren? Deichmann beschreibt sein Mindset so:

  • Selbstwirksamkeit: Der Glaube an die eigene Kompetenz – „Wenn ich trainiert bin, schaffe ich das.“
  • Zielorientierung: Das grosse Ziel (z. B. Durchquerung) wird in kleine Schritte heruntergebrochen – Tagesetappen, Verpflegung, Schlafpläne.
  • Emotionale Regulation: Tiefes Atmen bei Rückschlägen, kurze Selbstgespräche zur Motivation.
  • Akzeptanz: Wetter, Technikprobleme oder körperlicher Schmerz – alles wird als Teil der Reise akzeptiert, nicht als Hürde.

Tipp: Wer Grosses erreichen will, sollte das Vorhaben in überschaubare Etappen unterteilen – und sich auf jede einzelne konzentrieren.

Das Training: Körper trifft Psyche



Leistung im Extrem erfordert mehr als Ausdauer – das Training integriert mental-psychische Strategien:

  • Lange Einheiten: Körperliche Belastung über 6, 12 oder 24 Stunden – verbunden mit mentaler Kontrolle über Autobahnpässe, Hitze, Rückschläge.
  • Kälte- und Hitzetests: Im Zelt bei −10 °C oder unter sengender Sonne – Lernen, den Körper nicht nach Gefühl, sondern nach Plan zu steuern.
  • Visualisierung: Mentales Durchspielen schwieriger Momente – „Ich steige aufs Rad. Ich erreiche Zielort.“
  • Mentale Stärke: Achtsamkeitstechniken, Meditation und Atemtechniken stärken das Durchhaltevermögen.

Grenzerfahrungen: Mythen und Realität

Extremsport verzeichnet viele Mythen – aber die Realität ist oft viel banaler:

  • Pain Cave ist Alltag: Muskelkater, Rückenschmerzen, gestörter Schlaf – den „Tunnel“ zu durchbrechen ist Alltag.
  • Verpflegung ist Überlebensfrage: Nur mit 100 g Kohlenhydraten pro Stunde bleibt der Energiespiegel stabil.
  • Manchmal geht es nur um Stand-Up: Der Kopf bringt dich zum Weitermachen, manchmal sogar ohne Genuss.
  • Alles ist temporär: Müdigkeit oder Einsamkeit vergehen – wenn du weiterfährst.

Tipp: Körperliche Grenzerfahrung ist oft ein Denkfehler – der Körper kann mehr, als man denkt. Trainierter Geist entscheidet.

Bewältigungsstrategien unterwegs

Während der grossen Etappen setzt Deichmann auf folgende Strategien, um mental stark zu bleiben:

  • Zerlegung in Mini-Ziele: Nächster Pausenort, Verpflegungsstelle, Sonnenaufgang, Telefonat mit der Familie.
  • Rituale: Kaffee am Morgen, kurzes Yoga, Schlafritual trotz Extremsituation.
  • Self-Coaching: „Motivationsansagen“ an sich selbst, bewusstes Beobachten von Fortschritt.
  • Zwischenerfolg feiern: Jeder Kilometer wird mental gefeiert – selbst wenn es nur ein Schritt vorwärts ist.

Risiken – neutralisiert durch Mindset?

Das grösste Risiko ist die falsche Einschätzung der eigenen Haltung:

  • Psychischer Burnout: Dauermotivatoren sind Energie verschlingend – Pause ist selten eingeplant.
  • Ermüdungsfehler: Müdigkeit erhöht Sturzgefahr, Fehlentscheidungen oder Verkehrsrisiken.
  • Soziale Isolation: Lange Alleinzeit kann zu Einsamkeit oder psychischer Belastung führen.
  • Physische Erschöpfung: Herz- und Nierenbelastung – regelmäßige Checks bleiben selten.

Tipp: Mental stark werden heisst nicht unverwundbar – Pausen, soziale Kontakte und Schutzmechanismen sind essenziell.

Was bleibt nach Extremsport?

Die Wirkung geht tiefer als Muskelkater:

  • Resilienz: „Wenn ich das schaffe, schaffe ich auch andere Krisen im Leben.“
  • Mentale Klarheit: Selbst bei Endzeitmotor nimmt der Geist Klarheit und Ruhe wahr.
  • Lebensqualität: Weniger Angst vor Herausforderungen – weil du sie schon einmal gemeistert hast.
  • Community-Effekt: Freundschaften enstehen in rauer Umgebung – Hilfsbereitschaft wird Teil der Identität.

Mindset im Alltag: Was wir von Deichmann lernen

Du musst keinen Dauertriathlon trainieren, um mental zu profitieren:

  • Mitti kleiner Challenge: Nächstes Projekt, Lauf, Prüfung – halte ein Plan in Etappen.
  • Visualisierung üben: Mentales Durchgehen schwieriger Situationen – Erfolg ist vorstellbar.
  • Rituale etablieren: Tägliche Morgenroutine, Pausenritual, Abendreflexion – schützt mentale Energie.
  • Schnelle Erfolge feiern: Zielpodeste kommen selten – aber Pakete für jeden Tag („Ich habe 10 Minuten durchgehalten“).
  • Soziale Unterstützung: Coach, Partner oder Freunde fragen – du brauchst nicht alles allein.
  • Rücksicht üben: Fehler passieren – mentaler Totalschaden verhindert Fortschritt.

Fazit – Grenzen sind mentale Baustellen

  • Jonas Deichmann beweist: Leistung entsteht im Kopf – der Körper folgt.
  • Mental stark heisst nicht hart – sondern bewusst, resiliente und achtsam.
  • Jede Etappe lässt sich transferieren – auch Alltag, Job, Studium oder Beziehung.
  • Grenzen verschieben heisst: bewusster Umgang mit Schutz, Regeneration und sozialem Miteinander.

 

Quelle: sportaktuell.ch-Redaktion
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