Trockensteinmauern als Kulturgut: Sanierung auf der Rieder- und Bettmeralp abgeschlossen
von belmedia Redaktion Allgemein Bauwerke Denkmalpflege denkmalpflege-schweiz.ch Denkmalschutz News Projekte Schauplätze
Am 1. Juli 2025 wurde die erfolgreiche Sanierung von rund 500 Laufmetern historischer Trockensteinmauern auf dem Gebiet der Gemeinden Riederalp und Bettmeralp gefeiert. Die Begehung von der Rieder- zur Bettmeralp brachte Vertreterinnen und Vertreter aus Ausführung, Finanzierung und Trägerschaft zusammen.
Das Projekt steht exemplarisch für den Erhalt wertvoller Kulturlandschaft in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch.
Traditionelles Bauhandwerk mit Zukunft
Trockensteinmauern sind mehr als funktionale Grenzmarkierungen oder Schutzbauten. Sie gehören zu den ältesten Bauformen im alpinen Raum und stehen für eine Bauweise, die ganz ohne Mörtel und Zement auskommt. Ihre Stabilität ergibt sich ausschliesslich aus dem Zusammenspiel der Steine, deren Form, Grösse und geschickte Platzierung. Die Technik erfordert ein hohes Mass an Erfahrung und handwerklichem Wissen.
Was sind Trockensteinmauern?
Trockensteinmauern bestehen ausschliesslich aus lose aufeinander geschichteten Natursteinen. Sie dienen traditionell der Terrassierung von Hängen, als Weidebegrenzung oder Erosionsschutz. Ihre Langlebigkeit und Ökologie machen sie zu einem unverzichtbaren Element der alpinen Kulturlandschaft.
Kulturlandschaft zwischen Weltnaturerbe und Landwirtschaft
Im Gebiet der Rieder- und Bettmeralp markieren die Trockensteinmauern den Übergang vom streng geschützten Naturerbe zur bewirtschafteten Kulturlandschaft der Alpgeteilschaften. Sie sind sowohl Zeugen landwirtschaftlicher Nutzung als auch Identitätsträger einer jahrhundertealten Bewirtschaftungstradition.
Bauleiter Robin Locher erklärte vor Ort: „Trockensteinmauern entspringen einer uralten Tradition, sie sind ein landschaftsgestaltendes Element und ein Hort der Biodiversität in der alpinen Kultur- und Landwirtschaft.“
Sanierung als Gemeinschaftsprojekt
Die Sanierung war nur durch das koordinierte Zusammenspiel zahlreicher Akteure möglich: Die Trägerschaft bildeten die Stiftung UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, die Alpgeteilschaften Greich und Goppisberg, die Burgergemeinde Bettmeralp sowie die Munizipalgemeinden Riederalp und Bettmeralp.
Finanziell unterstützt wurde das Vorhaben unter anderem durch den Fonds Landschaft Schweiz, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, den Kanton Wallis sowie private Partner wie die Aletsch Bahnen und die Raiffeisenbank Aletsch-Goms.
UNESCO-Weltkulturerbe & immaterielles Erbe:
Die alpine Trockensteinmauertechnik ist seit 2018 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO anerkannt. Der Schutz umfasst nicht nur die Mauern selbst, sondern auch das Wissen um ihre Errichtung und Pflege.
Inwertsetzung durch Bildung und Kommunikation
Damit die Bedeutung der Mauern nicht nur erhalten, sondern auch vermittelt wird, wurde begleitend zur baulichen Sanierung eine sanfte Informationsvermittlung eingerichtet. Besucherinnen und Besucher der Aletsch Arena können sich über Tafeln, digitale Inhalte oder geführte Begehungen zur Geschichte, Bauweise und ökologischen Bedeutung informieren.
Ziel ist es, wie es in der Medienmitteilung heisst, „eine bestmögliche nachhaltige Kommunikation zuhanden der folgenden Generationen“ zu erreichen.
Ein Modellfall für nachhaltigen Kulturguterhalt
Die Trockensteinmauern auf der Rieder- und Bettmeralp stehen exemplarisch für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kulturellen Erbe der Schweiz. Ihre Sanierung zeigt, dass auch traditionelle Bauformen eine Zukunft haben – vorausgesetzt, Wissen, Finanzierung und gesellschaftlicher Wille kommen zusammen.
Der Schweizer Denkmalpflege bietet das Projekt einen wertvollen Referenzpunkt: als Beispiel gelungener Zusammenarbeit, gelebter Nachhaltigkeit und kultureller Wertschätzung.
Quelle: denkmalpflege-schweiz.ch-Redaktion/Aletsch Arena
Bildquelle: Nico Renggli