120 Jahre Hornhauttransplantation: Wie Dr. Eduard Konrad Zirm die Medizin revolutionierte

Im Jahr 2025 jährt sich ein historisches Ereignis, das die Medizin für immer veränderte: die erste erfolgreiche Hornhauttransplantation.

Vor genau 120 Jahren, im Jahr 1905, gelang dem gebürtigen Wiener Dr. Eduard Konrad Zirm in Olmütz (Mähren) dieser bahnbrechende Eingriff. Seine Arbeit legte den Grundstein für die gesamte Transplantationsmedizin, wie wir sie heute kennen.

Der Pionier der Transplantationsmedizin

Dr. Eduard Konrad Zirm wurde am 18. März 1863 in Wien geboren. Er war ein innovativer Augenarzt und ein Vertreter der berühmten Wiener Schule. Sein Mentor, der Chirurg Theodor Billroth, erkannte sein Talent und förderte seine Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen. Zirm sah den Patienten immer als Ganzes – lange bevor ganzheitliche Medizin zum Thema wurde. Billroth lehrte ihn nicht nur die chirurgischen Techniken, sondern auch, wie wichtig Forschung und Innovation in der Medizin sind.


„Mein Sehnen und Trachten war die Laufbahn des Chirurgen. Billroth mein Ideal.“ Dr. Eduard Konrad Zirm

1892 wurde Zirm Direktor der neu gegründeten Augenklinik in Olmütz (heute Olomouc, Tschechien), damals Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Im Jahr 1905 transplantierte er die Hornhaut eines verunglückten 11-jährigen Jungen auf das Auge eines erblindeten Tagelöhners. Der Eingriff war ein voller Erfolg und eine Sensation. Schliesslich war die Transplantation von Gewebe oder Organen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch absolutes Neuland. Es mangelte an allem: an Konservierungsmethoden, an immunologischem Wissen und an chirurgischer Erfahrung.



Ein Grund für den Erfolg war, dass Dr. Zirm akribisch an seinen Instrumenten arbeitete und sich intensiv mit den Anfängen der Immunologie beschäftigte – damals eine sehr junge Disziplin. Man würde sein Vorgehen heute als „Donor Matching“ bezeichnen.

Wie rudimentär die Medizin damals noch war, zeigen seine eigenen Aufzeichnungen: Er warnte dringend davor, das Spenderorgan auch nur anzufassen, da es selbst durch unsichtbare Verunreinigungen geschädigt werden könnte. Zu jener Zeit war auch die Frage noch offen, ob nicht Tierorgane besser geeignet wären. Man bedenke: Der Nobelpreis für die Entdeckung der Blutgruppen wurde erst 1930 an Karl Landsteiner verliehen. Dr. Zirm forschte unermüdlich und fächerübergreifend – er wollte sein Ziel unbedingt erreichen.

Ein Meilenstein für die Medizin

Dr. Zirms Transplantation war nicht nur innovativ, sondern auch extrem riskant. Das Wissen über Immunologie und die Abstossungsreaktionen des Körpers war zu jener Zeit noch sehr begrenzt. Doch der erfolgreiche Eingriff wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Transplantationsmedizin und ebnete den Weg für alle weiteren Forschungen und Entwicklungen. Über 100 Jahre lang wurde in der Regel die gesamte Hornhaut transplantiert, erst seit den frühen 2000er-Jahren sind auch Teiltransplantationen möglich.

Zirms Vermächtnis

Dr. Zirms Pionierarbeit beeinflusste Generationen von Ärzten und Wissenschaftlern. Über die Augenheilkunde hinaus interessierte er sich aber für den ganzen Menschen. 1937 veröffentlichte er sein Werk „Die Welt als Fühlen“, in dem er Ideen, die heute als Emotionale Intelligenz bekannt sind, erstmals systematisch darstellte. Er hinterliess auch zahlreiche Gedichte und Geschichten.

Seine wissenschaftlichen und literarischen Werke zeigen, dass Dr. Eduard Konrad Zirm einer der grossen Wegbereiter der modernen Augenheilkunde war. Anlässlich eines Jubiläumsvortrags sagte der langjährige Leiter der Zweiten Universitätsaugenklinik in Wien, Prof. Josef Böck:


„Der Name Eduard Zirms wird mit diesem grossen Erfolg der ärztlichen Kunst für immer verbunden bleiben. Mit Stolz zählt ihn die Wiener augenärztliche Schule zu den Ihrigen.“

Er starb am 29. November 1946, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Sein Einfluss auf die Medizin und das Leben von Millionen Menschen, denen Organtransplantationen ein neues Leben schenken, wird niemals vergessen werden.



Die Familie Zirm ist auch heute noch in der Augenheilkunde tätig. Dr. med. univ. Anna Schmittinger-Zirm, eine Nachfahrin von Dr. Eduard Konrad Zirm, arbeitet als Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie in Innsbruck. Auch ihr Vater, der Augenarzt Prof. Dr. Mathias Zirm, ist in der Branche aktiv und setzt das familiäre Erbe fort. Für Interviewanfragen steht Dr. Schmittinger-Zirm jederzeit gerne zur Verfügung.

 

Quelle: „OBSERVER“ Presse
Bildquelle: „OBSERVER“ Presse

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