Klemens Pütz erforscht einzigartige Königspinguine in Chile

Was fressen eigentlich Königspinguine? Das erforscht Klemens Pütz vom Antarctic Research Trust ART, Naturschutzpartner des Zoo Zürich seit 2006.

Damit Pütz’ Arbeit und die aller anderen Naturschutzprojekte des Zoos besser sichtbar wird, hat der Zoo Zürich verschiedene Naturschutzbotschafter verpflichtet. Als einer von 17 Botschaftern gibt Pütz einen exklusiven Einblick in seine spannende Arbeit am anderen Ende der Welt. Dort erforscht er derzeit eine aussergewöhnliche Kolonie von Königspinguinen – die am weitesten vom Südpolarmeer entfernte und einzige in Chile. Eine spezielle Lebensweise, die sich auch im Magen der Tiere widerspiegelt.


Klemens Pütz erforscht Königspinguine schon seit vielen Jahren. Dafür besendert er die Tiere auch.

Blitzschnell schiessen sie durchs Wasser, tauchen dabei bis zu 160 Meter tief und bleiben bis zu sieben Minuten unter Wasser. Die Königspinguine der Kolonie in Bahía Inútil an der chilenischen Magellanstrasse sind anders als ihre Artgenossen. Sie jagen anders, ernähren sich anders und keine andere Kolonie lebt derart abseits und weit entfernt vom offenen Ozean – genau das macht sie für die Forschung ausserordentlich spannend.



Zweitgrösste Art nach Kaiserpinguinen

So auch für Klemens Pütz. Er ist Meeresbiologe und Naturschutzbotschafter, einer von 17 im Auftrag des Zoo Zürich. Pütz hat sein Leben den Pinguinen verschrieben. Gerade die Königspinguine, die zweitgrösste Art der insgesamt 18 Pinguinarten, haben es ihm besonders angetan. Bereits seine Doktorarbeit an der Universität Kiel widmete er den eleganten Schwimmern.

Seit 2001 ist er wissenschaftlicher Direktor des Antarctic Research Trust ART und verantwortet dort sämtliche Forschungstätigkeiten. Er selbst forscht nach wie vor regelmässig und verbringt dafür immer wieder viel Zeit im Südpolarmeer und auf den subantarktischen Inseln, dem Hauptlebensraum der Königspinguine. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen das Wander- und Tauchverhalten von Pinguinen sowie deren Ernährungsökologie.

Königspinguine als Souvenir

Die Kolonie auf Feuerland, in Bahía Inútil, besteht erst seit 2010. Zwar waren bereits zuvor immer mal wieder einzelne Königspinguine anwesend, aber erst 2010 wurde mit der ersten Eiablage die Brutkolonie gegründet.

In den darauffolgenden Jahren gab es mehrere Brutversuche innerhalb der etwa 50 Brutpaare zählende Kolonie. Zahlreiche Eier wurden gelegt, Küken schlüpften. Eine erfolgreiche Aufzucht gelang allerdings erstmals 2015. Das erste Jungtier schaffte es flügge zu werden. Die Anwesenheit von Raubtieren wie Graufuchs, Andenschakal, Nerz sowie Krankheiten hatten das erfolgreiche Aufziehen der Küken zuvor immer wieder verhindert.



Und auch die Anwesenheit des Menschen ist ein Problem. Nicht nur wurden die Tiere immer wieder gestört, einige wurden gar gefangen und als Souvenir verkauft.

Dank einer privaten Initiative steht das Gebiet inzwischen unter Schutz und kann von Touristen nur noch unter strengen Auflagen und aus der Distanz besucht werden. Dadurch konnte die Kolonie auf über 200 Tiere anwachsen.

Einzigartige Anpassungsfähigkeit

Vor allem die Lage macht die Kolonie so besonders. Es gibt keine andere Brutkolonie von Königspinguinen, die derart weit entfernt – über 300 Kilometer – vom offenen Meer liegt.

Statt in der völligen Abgeschiedenheit leben die Pinguine nahe der Zivilisation inmitten von Guanakos und Bibern und an einem für die Art eher warmen und durch Dünen geschützten Ort. Entsprechend haben die Pinguine ihr Verhalten an die gegebenen Bedingungen angepasst.

Statt im offenen Meer jagen sie in der engen Magellanstrasse. Statt Laternenfische und Kalmare fressen sie Falkland-Sprotten, die üblicherweise nicht auf ihrem Nahrungsplan stehen, in der Magellanstrasse aber reichlich vorhanden sind.

Sie tauchen weniger tief, weniger lang und ihre Jagdausflüge sind deutlich kürzer als die ihrer Artgenossen. Sind die Elterntiere anderer Kolonien während der Brutzeit abwechselnd durchschnittlich 10 Tage auf der Jagd, sind es bei den Feuerland-Pinguinen 4,5 Tage.

All dies zeugt von der einzigartigen Anpassungsfähigkeit der Tiere. Noch ist unklar, warum sich die neue Kolonie überhaupt gebildet hat. Es wird jedoch vermutet, dass es eine Reaktion der Art auf den fortschreitenden Klimawandel ist, welcher die Tiere zwingt, neue Lebensräume zu besiedeln.

Feldforschung für mehr Erkenntnisse

Um all diese Erkenntnisse zu gewinnen, hat Klemens Pütz die Feuerland-Kolonie über mehrere Jahre hinweg erforscht. Ausgewählte Tiere wurden besendert und mit Kameras ausgestattet. Andere Tiere erhielten einen Tiefenmesser, weitere einen Satellitensender. Auch wurde der Mageninhalt verschiedener Tiere untersucht und es gab Feldbeobachtungen. Ermöglicht durch die Unterstützung des Zoo Zürich.

Ende des Jahres wird Pütz erneut dorthin aufbrechen, um seine Forschung weiterzuführen. Mit dabei sein wird dann auch Robin Cristofari von der Universität Helsinki. Zusammen wollen sie die Tiere chippen, um noch mehr über die Ernährungsökologie und das aussergewöhnliche Verhalten der Pinguine herauszufinden. Als Kontrollgruppe für dieses Forschungsvorhaben dienen die Königspinguine bei uns im Zoo Zürich. Auch ihr Ernährungsverhalten wird dazu genau untersucht. Denn anders als ihre Artgenossen in Feuerland erhalten sie ihr Futter quasi täglich frisch geliefert.

Einblick in die Arbeit vor Ort

Das Zusammenspiel von Forschung im Feld und Forschung im Zoo liefert Erkenntnisse, die jede Forschung für sich allein nicht liefern könnte. Erst alle Puzzleteile zusammen, ergeben ein vollständiges Bild.

Auch deshalb hat der Zoo Zürich die 17 Naturschutzbotschafter aus den acht unterstützten Naturschutzprojekten weltweit verpflichtet. Sie sollen zukünftig aufzeigen und greifbar machen, wie die Zusammenarbeit mit unseren Naturschutzpartnern vor Ort abläuft und warum diese so wichtig ist, wie das Beispiel mit Klemens Pütz zeigt.

 

Quelle: Zoo Zürich
Bildquelle: Zoo Zürich