Renaissancehaus in Corcelles enthüllt verborgene Stuckdecken, Fresken und Graffiti
von belmedia Redaktion Allgemein Bauwerke Denkmalpflege denkmalpflege-schweiz.ch Denkmalschutz Kunst News Projekte Schauplätze
In Corcelles haben Renovierungsarbeiten in der Grand’Rue 31 verborgene Schätze freigelegt.
Dieses Gebäude, das aufgrund seiner aussergewöhnlichen Renaissancefassade seit langem unter Denkmalschutz steht, beherbergt Stuckdecken und Malereien, die die Innenräume im 16. und 17. Jahrhundert schmückten.
Das Gebäude, das aus den heutigen Nummern 31 und 32 der Grand’Rue de Corcelles besteht, stellt einen aussergewöhnlichen Komplex im Renaissancestil dar, dessen Bau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in zwei Phasen erfolgte. Erbaut wurde dieses Gebäude von den Nachkommen von Jean Barillier (+1553), einem Mitglied einer angesehenen Patrizierfamilie, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts ausstarb.
Die vom kantonalen Amt für Bau- und immaterielles Kulturerbe (OCPI) in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Archäologie (OARC) durchgeführten Analysen deuten darauf hin, dass es sich um ein wohlhabendes Herrenhaus handelt, das aus einem 1565 erbauten Herrenhaus zwischen einem Innenhof mit einem monumentalen Tor und einem grossen ländlichen Gebäude besteht.
Einige Jahre später, um 1600, wurde das Haus über den Hof hinaus erweitert, wodurch das Ganze seine heutige imposante Fassade zur Strassenseite erhielt. Das Volumen der Gebäude, ihr dekorativer Reichtum und die Qualität der Fassaden weisen auf eine ehrgeizige und prunkvolle Leistung hin, die an zeitgenössische Weinschlösser erinnert.
Trotz des Zeitraums von fast einem halben Jahrtausend sind bis heute sämtliche Fassaden, das Fachwerk und die Decken sowie ein bedeutender Teil der Innenausstattung aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben.
Verborgene Pracht
Unter seinem imposanten Dach aus dem Jahr 1586 besteht das Hauptgebäude aus zwei Wohnetagen mit besonders hohen Decken, die mit geformten Balken verziert sind und auf einen riesigen Weinkeller blicken. Letzterer ist einer der bemerkenswertesten der Region aus dieser Zeit und besteht aus einem Keller mit zwei Jochen und drei Kreuzrippengewölben, die von Säulen mit Kapitellen getragen werden – eine malerische Anordnung, die einer hartnäckigen Legende zugrunde liegt, wonach dort eine dem benachbarten Priorat unterstehende Kapelle zu erkennen war –, verbunden mit einer grossen Kelter und ihrem erstaunlichen Granitbottich aus dem 16. Jahrhundert.
Im ersten Stock, der Beletage, befanden sich insbesondere die Wohn- und Prunkräume, die Grand Poêle und die Petit Poêle, die sich an der Fassade durch die Gestaltung ihrer Fenster und im Inneren durch die Qualität ihrer Ausstattung auszeichnen. Unter den Holzarbeiten des Grand Poêle aus dem 18. Jahrhundert wurden die gut erhaltenen Reste mehrerer gemalter Dekorationen gefunden, insbesondere ein vorgetäuschtes ockergelbes Muster, das im 16. Jahrhundert die Schiessscharten schmückte, und ein vielfarbiges Dekor aus Blumengirlanden, das um 1700 die Wände schmückte.
Später, um 1770, wurden diese Dekorationen durch Holzarbeiten verdeckt, die den Einbau eines eleganten Kachelofens begleiteten, der möglicherweise dem Ofenbauer und Dekorateur Rodolphe Landolt (1742-1821) zugeschrieben wird. Der Ofen wurde durch den imposanten Kamin in der angrenzenden grossen Küche befeuert, dessen Renaissance-Kaminsims in Form eines Gebälks mit Gesims charakteristisch für die vornehmen Residenzen der Region des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts ist.
Dieselben ockergelben Dekorationen in Form von falschen Geräten schmückten sämtliche Türen des Gebäudes, wie die vollständig erhaltenen Dekorationen in einem der Räume im zweiten Stock deutlich zeigen. Zu den zahlreichen Graffiti aus dem 17. Jahrhundert, die in den bemalten Putz eingraviert sind und noch entziffert werden müssen, zählen Daten, Initialen, faszinierende geometrische Rosetten oder, prosaischer, nach der Interpretation des State Archives Office (OAEN) die Aufzeichnungen eines Tuchhändlers.
Quelle: Kanton Neuenburg
Bildquelle: Kanton Neuenburg