Barocke Entdeckung in Le Landeron: Verborgene Malereien der Skapulierkapelle

In der Skapulierkapelle auf dem Friedhof von Bévières in Le Landeron kommen derzeit barocke Wand- und Gewölbemalereien aus dem Jahr 1683 ans Licht.

Was Restauratoren dabei freilegten, überrascht nicht nur durch den hervorragenden Erhaltungszustand, sondern auch durch ikonografische Details, die bislang völlig unbekannt waren.


Lage und Bedeutung: Die Skapulierkapelle steht auf dem alten Friedhof von Bévières, nahe der historischen Siedlung Nugerol – einem einst bedeutenden Ort zwischen den Seen Biel und Neuenburg.

Le Landeron, eine katholische Enklave in protestantisch geprägter Umgebung, bewahrt ein reiches religiöses Erbe. Ein bedeutendes Zeugnis davon ist die Skapulierkapelle – letzter baulicher Überrest der einstigen Kirche Saint-Maurice, die 1828 abgebrochen wurde. Die Kapelle war ursprünglich eine von zwei Seitenkapellen der Kirche und erhielt ihren heutigen Namen nach der 1671 gegründeten Bruderschaft „Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel“.

Architektonisch beeindruckt das kleine Gotteshaus durch sein Gewölbe, das von einem Schlussstein mit dem Wappen von Le Landeron und der Jahreszahl 1674 gekrönt wird. Lange verborgen unter modernem Stuck, kamen bei jüngsten Restaurierungsarbeiten vielfarbige Malereien zum Vorschein – ein reiches Dekor mit der Inschrift „1683“, das sich über Gewölbe und Wände zieht. Bislang war davon lediglich ein Fragment bekannt.


Das barocke Dekor: Die Wandmalereien zeigen florale und figürliche Elemente, die sich durch hohe Farbintensität und feine Ausarbeitung auszeichnen. Sie sind ein typisches Beispiel für die bildhafte Sprache der Gegenreformation.

Das Amt für Baukultur und immaterielles Kulturerbe (OCPI) begleitet die konservatorischen Arbeiten. Die neu entdeckten Fresken weisen stilistische Parallelen zur Kapelle von Combes auf und sind Ausdruck des barocken Kunstschaffens während der Gegenreformation. Damals versuchten die Orléans-Longueviller, Le Landeron als Musterbeispiel katholischer Prachtentfaltung zu positionieren.

Im 19. Jahrhundert wurde die Kapelle zur Trauerhalle umgebaut und diente den Kapuzinern bis 1922. Einst beherbergte sie ein imposantes Altarbild mit gedrehten Säulen und einer Darstellung der Himmelfahrt Mariens, das heute im Museum des Rathauses von Le Landeron ausgestellt ist.


Wussten Sie? Die Skapulierkapelle ist der letzte erhaltene Teil der mittelalterlichen Kirche Saint-Maurice – ein seltenes Beispiel für katholische Sakralarchitektur in der reformierten Region um das Drei-Seen-Land.

Die Freilegung der Malereien in der Skapulierkapelle ist ein Glücksfall für die Denkmalpflege – sie gibt nicht nur Einblick in die barocke Frömmigkeit der Region, sondern rückt auch ein kaum beachtetes Kulturerbe in den Fokus der Öffentlichkeit.

 

Quelle: denkmalpflege-schweiz.ch-Redaktion/Kanton Neuenburg
Bildquelle: Kanton Neuenburg

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