Füchse in der Schweiz: Anpassungskünstler zwischen Wald und Wohnsiedlung

Sie schleichen durch Wälder, Felder – und zunehmend durch Städte. Der Rotfuchs hat sich längst an die moderne Schweiz angepasst und lebt mitten unter uns. Doch was bedeutet das für Mensch, Tierwelt und Umwelt?

Füchse sind in der Schweiz allgegenwärtig. Man trifft sie in abgelegenen Bergregionen ebenso wie in den Vororten von Zürich oder Bern. Ihre Anpassungsfähigkeit ist beeindruckend – und manchmal auch problematisch. Wie leben Füchse in der Schweiz? Und wie gelingt ein respektvoller Umgang mit diesem faszinierenden Wildtier?

Biologie und Lebensweise des Rotfuchses



Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist die häufigste Fuchsart weltweit – und auch der einzige Wildfuchs in der Schweiz. Er gehört zur Familie der Hunde (Canidae) und zeigt ein sehr breites Verhaltensspektrum.

Körperbau und Merkmale

  • Rumpflänge: ca. 60–90 cm, Schwanz (Lunte) etwa 40 cm
  • Gewicht: 5–8 kg, Männchen meist etwas schwerer
  • Fellfarbe: variabel, meist rotbraun mit weisser Unterseite und dunklen Beinen
  • Markant: buschiger Schwanz mit weisser Spitze, schmale Schnauze, spitze Ohren

Lebensweise

  • Nahrung: Allesfresser – von Mäusen über Obst bis hin zu Abfall
  • Sozialverhalten: Einzelgänger mit festen Revieren
  • Aktivität: meist dämmerungs- und nachtaktiv
  • Fortpflanzung: Ranzzeit im Januar/Februar, Geburt der Jungen im Frühling

Füchse in der Schweiz – Zahlen, Verbreitung und Entwicklung

Der Fuchs war früher ein typischer Waldbewohner. Heute ist er in allen Regionen der Schweiz zu finden – bis auf über 2000 m. Besonders auffällig: die starke Zunahme in städtischen Gebieten.



Aktuelle Verbreitung

  • Gesamtschweizerischer Bestand geschätzt bei über 100 000 Tieren
  • Verbreitung in allen Kantonen – von Jura bis Tessin
  • Zunehmend viele Nachweise in Städten wie Zürich, Basel, Lausanne, Winterthur

Gründe für Ausbreitung

  • Wegfall der Tollwut (nach Impfkampagne bis 1999 ausgerottet)
  • Rückgang von Feinden und Jagddruck
  • Grosse Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen
  • Verfügbarkeit von Nahrung in urbanen Räumen

Tipp: Der Fuchs ist ein Kulturfolger – das heisst, er nutzt Lebensräume, die durch Menschen geprägt sind. Besonders Städte bieten ihm ideale Bedingungen: Nahrung, Deckung und kaum Feinde.

Fuchs trifft Mensch: Konflikte und Missverständnisse

Füchse sind für Menschen grundsätzlich ungefährlich – doch ihre Nähe löst oft Skepsis oder Angst aus. Manche fürchten um Haustiere, andere fürchten Krankheiten wie Tollwut oder Fuchsbandwurm.

Typische Sorgen – sachlich betrachtet

  • Tollwut: In der Schweiz seit 1999 offiziell ausgerottet
  • Fuchsbandwurm: Sehr seltene, aber gefährliche Infektion – Hygieneregeln beachten
  • Haustiere: Katzen sind für Füchse keine Beute, Kaninchen oder Hühner müssen gut gesichert werden
  • Futterquellen: Müllsäcke, Kompost, Vogelfutter – ziehen Füchse an

Verhalten in Siedlungen

  • Füchse sind meist scheu, zeigen aber in Städten weniger Fluchtverhalten
  • Sie nutzen Unterführungen, Parks, Gärten, Kellerschächte und Dachböden
  • Manche verlieren durch regelmässige Fütterung ihre natürliche Scheu

Tipp: Füchse nicht füttern! Das fördert unnötige Nähe, führt zu Verhaltensänderungen und kann zu Konflikten mit Nachbarn und Gemeinden führen.

Wie schützt man Garten, Hühner und sich selbst?

Füchse lassen sich nicht vertreiben – aber ihr Verhalten kann beeinflusst werden. Wer einige Grundregeln beachtet, lebt problemlos mit ihnen zusammen.

Massnahmen im Alltag

  • Müll nur in geschlossenen Tonnen lagern
  • Komposthaufen abdecken, kein Essbares im Freien lagern
  • Vogelfutterstellen sauber halten – Futterreste entfernen
  • Keine Katzen- oder Hundenahrung im Garten stehen lassen

Hühner- und Kaninchenhaltung

  • Stallungen gut sichern – besonders am Boden und Dach
  • Gitter mit Maschenweite < 5 cm, tief eingegraben
  • Nachtzeit im Stall verbringen lassen

Hygieneregeln wegen Fuchsbandwurm

  • Beeren und Pilze aus Bodennähe waschen oder erhitzen
  • Hände nach Gartenarbeit oder Hundekontakt waschen
  • Hunde regelmässig entwurmen – besonders bei Freilauf

Faszinierende Fakten über Füchse

Was viele nicht wissen

  • Füchse kommunizieren mit über 20 Lauten – vom Bellen bis zum Winseln
  • Sie nutzen „Springmäuse-Technik“ beim Jagen – mit exakt berechneten Sprüngen
  • Sie legen Nahrungsdepots an und erinnern sich wochenlang an die Lage
  • Junge Füchse (Fähen) bleiben oft bis zum nächsten Frühjahr im Familienverband

Besondere Beobachtungen in der Schweiz

  • Stadtfüchse in Zürich sind teilweise standorttreu – Reviere von wenigen Strassen
  • Manche tragen reflektierende Halsbänder aus Forschungsprojekten
  • In Genf und Lausanne gibt es Wildtierbeobachtungssysteme für urbane Säuger

Rechtlicher Status und Schutz

Füchse gehören zum jagdbaren Wild – dürfen aber nur während bestimmter Zeiten gejagt werden.

Jagdrecht

  • Jagdzeiten variieren kantonal – meist vom 1. September bis Ende Januar
  • Schonzeiten für tragende oder führende Tiere sind einzuhalten
  • Stadtfüchse werden nur in Ausnahmefällen reguliert

Naturschutz

Füchse sind nicht gefährdet – ihr Bestand ist stabil. Dennoch sind sie ein wichtiges Glied im Ökosystem, als Mäusejäger und Aasverwerter.

Fazit: Leben mit dem Fuchs

Der Fuchs ist ein faszinierendes Tier – schlau, anpassungsfähig, schön. Seine Nähe ist Ausdruck einer sich verändernden Umwelt. Wer ihn versteht, verliert die Angst – und gewinnt den Respekt.

Er ist kein Haustier, aber auch kein Feind. Sondern ein stiller Nachbar, der sich seinen Platz in der modernen Schweiz genommen hat.

 

Quelle: tierwelt.news-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © SanderMeertinsPhotography/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © Jim Cumming/Shutterstock.com

MEHR LESEN