Sicher wandern trotz Klimaveränderung – so reagieren die Alpenregionen besonnen
von belmedia Redaktion Allgemein Ausflugsziele CH Europa News reiseziele.ch Schweiz
Die Alpen erleben derzeit einen Anstieg an Berg- und Felsstürzen – getrieben durch Gletscherrückgang, Tauwetter und schmelzenden Permafrost, die einst tragende Gebirgsstrukturen destabilisieren.
Die Klimaveränderung beeinflusst das Gebirge. Wo einst Eis und Permafrost enormes Gewicht hielten, entstehen inzwischen Risse und Hohlräume. Immer häufiger lösen sich Gesteinsmassen, ganze Dörfer werden bedroht. Wir erklären die Ursachen, analysieren konkrete Gefahren und zeigen, wie man sich schützen kann.
Was passiert in den Alpen?
Wissenschaftliche Studien bestätigen: Die Häufigkeit von Fels- und Bergstürzen steigt deutlich. Früher geologische Ausnahmeanlässe sind inzwischen mit kürzeren Abständen zu beobachten:
- Zwischen 1900 und 1980 passierte alle 20 Jahre ein grosser Bergsturz, ab 1980 stieg das auf alle fünf Jahre – seit 2000 liegt der Schnitt bei etwa drei Jahren pro Ereignis.
- Studien belegen eine klare Verbindung zwischen Hitzeperioden und erhöhter Felssturzrate – insbesondere dort, wo Permafrostgestein auftaut.
- Gletscherrückgänge entblössen Hänge, steigerten Hangneigung und setzten Gestein frei – was seit den 1980er Jahren zu mehr Abbrüchen führt.
Warum führt Erwärmung zu Instabilität?
- Schmelzender Permafrost: Jener Permafrost, der das Gestein wie ein Leim zusammenhält, schmilzt. Risse vergrössern sich, Stabilität geht verloren.
- Gletscherrückgang: Die eisfreien Böden wirken nach – Wasser kann eindringen, Böden setzen sich, Hänge werden steiler und zunehmend brüchig.
- Extremwetter: Intensivere Regenfälle und Tauperioden setzen Hänge unter Druck, lösen Murgänge und Lawinen aus.
- Hitzespitzen: Hitze sorgt für schnelle Temperaturschwankungen – Beton versus Eis, eine gefährliche Mischung für Gipfelabbruch.
Kurz nachgezeichnete Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit
- Blatten (Wallis), Mai 2025: Ein 9‑Millionen-Tonnen-Massiv stürzt ab, reisst Teile des Dorfes mit – zuvor monatelange Frühwarnung per GPS‑Messstationen.
- Val Bavona (Tessin, 2024): Ein Bergsturz zerstört Teile des Dorfes, acht Menschen sterben – Experten weisen auf den gefrorenen Boden hin, der tauend immer mehr Hangmaterial freigibt .
- Massive Anstieg von Felsstürzen im Mont-Blanc-Gebiet: 300 Felsabbrüche allein 2022 – Folge des Permafrostverlusts.
Wissenschaft und Monitoring – wie man frühzeitig reagiert
- GPS-Vermessung: Sensoren detektieren Hangbewegungen, Alarm bevor grösseres Ereignis.
- Laserscanning & Drohnen: Vermessung von Hangneigung und Strukturveränderung in Südalpen, Tirol, Ötztal.
- Permafrost-Messnetz: PERMOS und WSL dokumentieren seit 2000 Veränderungen – wichtige Hinweise für spätere Schutzmassnahmen.
- Modelle und Frühwarnung: Hydrologische Szenarien zeigen Episoden mit erhöhtem Risiko auf, informieren Behörden und Infrastrukturbetreiber.
Was bedeutet das für Einwohner und Tourismus?
- Evakuationen: Blatten zeigt, dass Bewohner zeitig alarmiert und aus Sicherheitszonen gezogen werden können.
- Bauvorschriften: Seilbahnen, Schutzhütten und Infrastrukturen müssen rauhere Bedingungen aushalten oder verlegt werden.
- Tourismusstrategien: Skigebiete müssen Routen, Pistenführung und Hüttenstandorte neu überdenken.
- Verkehrs- & Wanderrouten: Passstrassen und Wanderwege müssen an instabile Hänge angepasst oder verschoben werden.
Gefahrenprävention – wie Gemeinden und Behörden handeln
- Baulicher Schutz: Stützmauern, Rückhaltebecken und Netze stabilisieren gefährdete Hänge.
- Karten & Zonierungen: Gefahrenzonen werden ausgewiesen; Bauen und Infrastruktur definiert.
- Touristische Führung: Geführte Routen und Infozentren zu Naturgefahren stärken das Bewusstsein.
- Förderprogramme: Schweiz und EU unterstützen finanzielle Ausrüstung rund um Monitoring und Baumassnahmen.
Was kann man selbst tun?
- Informiert bleiben: lokale Warnsysteme aktiv verfolgen (Apps, Gemeinden).
- Zivilschutz beachten: Einschränkungen und Evakuationsanordnungen unbedingt einhalten.
- Vor Ortschaftsbau schützen: Rückhaltungen respektieren, Freiräume nicht bebauen.
- Klimaschutz fördern: Regionale CO₂-Minderung wirkt langfristig – weniger Erwärmung, höhere Stabilität.
Fazit: Die Alpen sind länger sicher, aber anders
- Die Klimaveränderung destabilisiert Permafrost, Gletscher und Gebirge – Folge: häufigere Bergstürze.
- Gefahren werden besser erforscht und messbar – Technologie schafft neue Prävention.
- Kommunikation und Kooperation sind Schlüssel – Behörden, Gemeinden, Tourismus, Forscher.
- Als Bewohnerin oder Wanderer bleibt Achtsamkeit zentral – Naturgewalten werden berechenbar, aber nicht kontrollierbar.
Quelle: reiseziele.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © Tonis Valing/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © Olha Solodenko/Shutterstock.com