Schweizer Konzerne: Wachstum im Ausland, Rückgang im Inland
von belmedia Redaktion Allgemein business24.ch Finanzen News Organisation Studien Wissenschaft
Schweizerisch beherrschte multinationale Unternehmen erweitern ihre Präsenz im Ausland sowohl finanziell durch steigende Direktinvestitionen als auch operativ durch eine Erhöhung des Personalbestands. Im Gegensatz dazu ziehen ausländische Investoren Kapital aus der Schweiz ab, wodurch die Direktinvestitionen im Inland zurückgehen.
Zudem verzeichnen die Kapitalerträge aus Direktinvestitionen insgesamt einen Rückgang.
Schweizerische Direktinvestitionen im Ausland
Unternehmen mit Sitz in der Schweiz investierten 2023 mehr Mittel in Tochterunternehmen im Ausland, als sie von dort zurückzogen; netto beliefen sich die Direktinvestitionen auf 49 Mrd. Franken. Per Saldo positiv waren die Direktinvestitionen letztmals 2018, 2019–2022 hatten die Unternehmen in der Schweiz jeweils netto Mittel aus dem Ausland zurückgezogen.
Die Direktinvestitionstätigkeit wurde 2023 durch zwei gegensätzliche Entwicklungen geprägt. Unternehmen aus der Industrie und aus dem Dienstleistungssektor (ohne ausländisch beherrschte Finanz- und Holdinggesellschaften) investierten mit 92 Mrd. Franken deutlich mehr im Ausland als im Vorjahr.
Im Gegensatz dazu bauten ausländisch beherrschte Finanz- und Holdinggesellschaften ihre Direktinvestitionen im Ausland weiter ab (um 43 Mrd. Franken). Ein wesentlicher Teil dieser Mittelrückzüge (31 Mrd. Franken) erfolgte dabei durch Special Purpose Entities (SPEs), also durch Zweckgesellschaften ohne operative Aktivitäten.
Schweizerische Unternehmen investierten vorwiegend in Europa (59 Mrd. Franken), am meisten in den Holdingstandorten Zypern (37 Mrd. Franken) und Luxemburg (18 Mrd. Franken), gefolgt vom Vereinigten Königreich (12 Mrd. Franken) und Deutschland (11 Mrd. Franken).
Ausserhalb Europas flossen die schweizerischen Direktinvestitionen vorwiegend in die Vereinigten Staaten (15 Mrd. Franken) sowie nach Asien (7 Mrd. Franken). In Mittel- und Südamerika hingegen reduzierten im Inland ansässige Unternehmen ihre Direktinvestitionen (um 23 Mrd. Franken). Ausschlaggebend waren Mittelrückzüge aus den dortigen Offshore- Finanzzentren.
Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland betrug 1288 Mrd. Franken. Mit 479 Mrd. Franken (37% des Totals) verfügten die Finanz- und Holdinggesellschaften über den grössten Kapitalbestand im Ausland, gefolgt von Unternehmen der Branchengruppe Chemie und Kunststoffe mit 190 Mrd. Franken (15%).
Die Erträge aus Direktinvestitionen gingen gegenüber dem Vorjahr um 13 Mrd. auf 94 Mrd. Franken zurück (–12%). Betroffen waren sowohl die Dividenden (–5 Mrd. auf 70 Mrd.
Franken) als auch die reinvestierten Erträge (–6 Mrd. auf 23 Mrd. Franken).
Ausländische Direktinvestitionen in der Schweiz
Investoren aus dem Ausland zogen 2023 erneut Kapital aus Unternehmen in der Schweiz ab: Die Desinvestitionen beliefen sich per Saldo auf 49 Mrd. Franken (2022: 63 Mrd. Franken). Die Mittelrückzüge erfolgten grösstenteils aus Finanz- und Holdinggesellschaften (um 40 Mrd. Franken), insbesondere aus SPEs (um 29 Mrd. Franken).
Die Mittelrückzüge aus Finanz- und Holdinggesellschaften lassen sich seit 2018 beobachten. Kumuliert beliefen sie sich im Zeitraum 2018–2023 auf 560 Mrd. Franken. Weitere 10 Mrd. Franken zog das Ausland im Berichtsjahr aus Unternehmen der Branchegruppe Handel ab und 2 Mrd. Franken aus Unternehmen der Industrie.
Zuflüsse an Direktinvestitionen blieben die Ausnahme: 3 Mrd. Franken investierten Investoren aus dem Ausland in die Versicherungsbranche und 2 Mrd. Franken in Unternehmen aus der Branchengruppe Transporte und Kommunikation.
Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in der Schweiz betrug 930 Mrd. Franken. Davon entfielen 893 Mrd. Franken (96%) auf Beteiligungskapital und 37 Mrd. Franken (4%) auf Konzernkredite.
Die Erträge aus Direktinvestitionen in der Schweiz gingen gegenüber dem Vorjahr um 8 Mrd. auf 97 Mrd. Franken zurück (–7%). Weil Tochtergesellschaften im Inland gleichzeitig höhere Dividenden an Investoren im Ausland ausschütteten (+11 Mrd. auf 84 Mrd. Franken), fiel der Rückgang bei den reinvestierten Erträgen deutlich aus (–19 Mrd. auf 12 Mrd. Franken).
Operative Angaben zu multinationalen Unternehmen
Die von der Nationalbank befragten schweizerisch beherrschten Unternehmen kontrollierten 21 200 Tochtergesellschaften im Ausland. In diesen Auslandsgesellschaften beschäftigten sie 2 503 000 Personen und erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 869 Mrd. Franken.
Die Zahl der Beschäftigten stieg gegenüber dem Vorjahr aufgrund von Akquisitionen sowie neu befragter Unternehmen um insgesamt 117 000 (+5%), gleichzeitig ging der Umsatz um
33 Mrd. Franken zurück (–4%). Die von der Nationalbank befragten schweizerisch beherrschten Unternehmen, die über Auslandsbeteiligungen verfügen, sind in der Schweiz ebenfalls bedeutende Arbeitgeber: Sie beschäftigten im Inland 556 000 Personen.
Quelle: Schweizerische Nationalbank
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